Grundlegende Versicherungen: Was Sie wirklich brauchen
In Deutschland gibt es über 450 verschiedene Versicherungsprodukte – doch welche sind wirklich unverzichtbar? Dieser Ratgeber hilft Ihnen, die essentiellen Versicherungen von überflüssigen zu unterscheiden und spart Ihnen bares Geld.
Die absoluten Pflichtversicherungen
In Deutschland gibt es nur wenige gesetzlich vorgeschriebene Versicherungen, die jeder haben muss. Dazu gehört die Krankenversicherung, die entweder als gesetzliche oder private Krankenversicherung abgeschlossen werden muss. Wenn Sie ein Auto besitzen, ist außerdem die Kfz-Haftpflichtversicherung verpflichtend. Für bestimmte Berufsgruppen können zusätzliche Berufshaftpflichtversicherungen gesetzlich vorgeschrieben sein.
Darüber hinaus gibt es jedoch Versicherungen, die zwar nicht gesetzlich vorgeschrieben sind, aber dennoch als unverzichtbar gelten. An erster Stelle steht hier die private Haftpflichtversicherung. Sie schützt Sie vor finanziellen Folgen, wenn Sie anderen Personen versehentlich Schaden zufügen – sei es durch einen umgestoßenen Rotwein auf dem teuren Teppich des Nachbarn oder schwerwiegendere Unfälle, die zu dauerhaften Schäden führen können.
Die drei unverzichtbaren Versicherungen:
- Krankenversicherung (gesetzlich oder privat)
- Private Haftpflichtversicherung (Schutz bei Schäden, die Sie anderen zufügen)
- Kfz-Haftpflichtversicherung (nur für Fahrzeugbesitzer)
Wichtige Versicherungen nach Lebenssituation
Je nach Ihrer persönlichen Lebenssituation können weitere Versicherungen sinnvoll oder sogar notwendig sein. Dabei spielen Faktoren wie Familienstand, Wohnsituation und berufliche Tätigkeit eine entscheidende Rolle.
Für Berufstätige
Wenn Ihr Einkommen Ihre wichtigste finanzielle Grundlage ist, sollten Sie über eine Berufsunfähigkeitsversicherung nachdenken. Diese sichert Ihren Lebensstandard, falls Sie aufgrund von Krankheit oder Unfall nicht mehr arbeiten können. Die monatliche Rente sollte dabei mindestens 60% Ihres Nettoeinkommens betragen.
Tipp: Je früher Sie diese Versicherung abschließen, desto günstiger sind die Beiträge.
Für Familien mit Kindern
Haben Sie eine Familie gegründet, wird eine Risikolebensversicherung wichtig. Sie sorgt dafür, dass Ihre Angehörigen finanziell abgesichert sind, falls Ihnen etwas zustößt. Die Versicherungssumme sollte mindestens das 5-fache Ihres Jahreseinkommens betragen oder ausreichen, um bestehende Kredite abzudecken und den Lebensunterhalt für einige Jahre zu sichern.
Tipp: Beide Elternteile sollten versichert sein, auch wenn ein Partner nicht oder nur teilzeit berufstätig ist.
Für Wohneigentümer
Als Eigentümer einer Immobilie benötigen Sie eine Wohngebäudeversicherung, die das Haus gegen Feuer, Sturm, Hagel und Leitungswasserschäden absichert. Eine Hausratversicherung schützt zusätzlich Ihr bewegliches Eigentum wie Möbel und Elektronik. Bei Wohnungen im Erdgeschoss oder mit einfachem Zugang empfiehlt sich zudem eine Elementarschadenversicherung als Ergänzung.
Tipp: Vergleichen Sie die Angebote verschiedener Anbieter sorgfältig und achten Sie auf die Deckungssummen.
Versicherungen, die Sie wahrscheinlich nicht brauchen
Der Versicherungsmarkt bietet zahlreiche Produkte an, die für die meisten Menschen unnötig sind oder ein schlechtes Preis-Leistungs-Verhältnis aufweisen. Bevor Sie eine Versicherung abschließen, sollten Sie immer das tatsächliche Risiko und die möglichen finanziellen Folgen abwägen.
Häufig überflüssige Versicherungen:
- Handyversicherung – Die hohen Prämien stehen meist in keinem Verhältnis zum Wert des Geräts. Besser: Ein bruchsicheres Case und ein kleiner Notgroschen für Reparaturen.
- Reisegepäckversicherung – Viele Schäden sind bereits durch Ihre Hausratversicherung abgedeckt oder werden von den Beförderungsunternehmen ersetzt.
- Kapitallebensversicherung – Als Altersvorsorge meist ineffizient aufgrund hoher Kosten und niedriger Renditen. Besser: Trennung von Risikoabsicherung und Vermögensaufbau.
- Brillenversicherung – Die Beiträge übersteigen langfristig die Kosten für eine neue Brille. Sinnvoller ist ein Rücklagensparen für diesen Zweck.
- Krankenhaustagegeldversicherung – Für die meisten Menschen unnötig, da ein Krankenhausaufenthalt in der Regel keine zusätzlichen Kosten verursacht, die nicht durch die Krankenkasse gedeckt sind.
Entscheidungshilfe: Brauche ich diese Versicherung?
- Risikobewertung: Wie wahrscheinlich ist der Schadensfall?
- Schadenshöhe: Könnte ich den Schaden aus eigenen Mitteln bezahlen?
- Kosten-Nutzen-Verhältnis: Stehen die Beiträge in einem angemessenen Verhältnis zum abgesicherten Risiko?
- Doppelversicherung: Ist das Risiko bereits durch andere Versicherungen abgedeckt?
Faustregel: Eine Versicherung lohnt sich vor allem dann, wenn der potenzielle Schaden Ihre finanzielle Existenz gefährden könnte.
Ihr persönlicher Versicherungs-Fahrplan
Um Ihren individuellen Versicherungsbedarf zu ermitteln, empfehlen wir diese schrittweise Vorgehensweise:
Basis absichern
Sorgen Sie zuerst für die Grundversicherungen: Krankenversicherung, private Haftpflicht und ggf. Kfz-Haftpflicht.
Existenzbedrohende Risiken absichern
Im zweiten Schritt kommen Versicherungen gegen existenzbedrohende Risiken: Berufsunfähigkeit und ggf. Risikolebensversicherung.
Sachwerte schützen
Anschließend sichern Sie wertvolle Sachwerte durch Wohngebäude- und Hausratversicherung.
Regelmäßig überprüfen
Überprüfen Sie Ihre Versicherungen mindestens alle zwei Jahre oder bei größeren Lebensveränderungen (Heirat, Kinder, Immobilienkauf).
Denken Sie daran: Weniger ist oft mehr. Konzentrieren Sie sich auf die wirklich wichtigen Versicherungen und vermeiden Sie Doppelversicherungen. Das gesparte Geld können Sie besser in einen Notgroschen oder Ihre Altersvorsorge investieren.
Bei komplexen Fragen kann ein unabhängiger Versicherungsberater helfen, der nicht auf Provisionsbasis arbeitet. Die Kosten für eine Beratung amortisieren sich oft schnell durch bessere und günstigere Versicherungslösungen.